Cannabis-Importe und Zollfunde in Deutschland

Aktualisiert am
Veröffentlicht am
30.7.2025
Von
René Knösel
Lesezeit:
4
Min.
Der deutsche Cannabismarkt befindet sich im Umbruch wie nie zuvor. Während die Legalisierung schrittweise voranschreitet, steigen die Importe von medizinischem Cannabis auf Rekordniveau. Gleichzeitig kämpft der Zoll mit einer wachsenden Zahl von Schmuggelfällen. Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass der Markt aktuell zweigleisig verläuft – zwischen legalem Fortschritt und hartnäckigem Schwarzmarkt.
Cannabis Importe und Zollfunde in Deutschland

Legale Importe auf Rekordniveau

2024 wurden über 72 Tonnen Cannabis für medizinische Zwecke nach Deutschland eingeführt – fast viermal so viel wie noch ein Jahr zuvor. Hauptlieferanten sind Kanada und Portugal, während die deutsche Eigenproduktion mit rund 2,6 Tonnen nur einen Bruchteil beiträgt.

Ein Grund für diese Entwicklung ist die deutlich vereinfachte Verschreibungspraxis. Dank neuer Telemedizin-Angebote und digitaler Plattformen ist es für Patient:innen heute einfacher denn je, eine Verschreibung für Cannabis auf Rezept zu erhalten. Auch Krankenkassen genehmigen diese Behandlungen inzwischen schneller, was die Nachfrage zusätzlich antreibt. Parallel dazu beginnen Großhändler, ihre Lagerkapazitäten massiv auszubauen, um sich für die geplanten Fachgeschäfte der „zweiten Säule“ zu rüsten.

Zudem wird der Markt durch die ersten Cannabis-Clubs weiter in Bewegung gebracht. Diese Clubs bieten ihren Mitgliedern nicht nur eine legale Bezugsquelle, sondern sind auch ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Schwarzmarkt. Allerdings stehen viele Clubs noch am Anfang, und Wartelisten sind keine Seltenheit.

Der Zoll kämpft gegen Rekord-Schmuggel

Parallel zum wachsenden legalen Markt verzeichnet der Zoll jedoch Rekordzahlen beim illegalen Schmuggel. 2024 beschlagnahmten die Behörden insgesamt 12,6 Tonnen Cannabis – ein Anstieg von fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders aufsehenerregend war ein Fund von über 200 Kilogramm in einem Kühl-Lkw auf der A7, ebenso wie mehrere große Aufgriffe an deutschen Flughäfen.

Der Cannabis-Schwarzmarkt bleibt aus mehreren Gründen stark: Die Preise für illegales Cannabis liegen deutlich unter denen der Apotheken, und viele Cannabis-Clubs können ihre Kapazitäten noch nicht voll ausschöpfen. Schmuggler:innen setzen zudem auf immer ausgefeiltere Methoden – von professionell versteckten Lkw-Ladungen bis hin zu Postsendungen, die kaum kontrolliert werden können.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Cannabis-Importe und der Zollfunde in Deutschland von 2023 bis 2024. Quelle: BfArM, Zoll.
Entwicklung der Cannabis-Importe und der Zollfunde in Deutschland von 2023 bis 2024.

Auswirkungen auf Verbraucher:innen

Für Konsument:innen bedeutet dies ein komplexes Marktumfeld. Wer legal konsumieren möchte, ist auf Apotheken oder Cannabis-Clubs angewiesen. Doch besonders in Bundesländern mit strengen Regeln wie Bayern entstehen lange Wartezeiten.

Illegale Ware mag günstiger sein, doch sie birgt erhebliche Risiken. Immer wieder tauchen Berichte über gestrecktes oder verunreinigtes Cannabis auf, was die gesundheitlichen Gefahren für Konsument:innen erheblich steigert. Legales Cannabis aus der Apotheke oder den Clubs bietet hingegen geprüfte Qualität und Transparenz – ein klarer Vorteil, der langfristig den Schwarzmarkt schwächen könnte.

Ausblick

Der Blick in die Zukunft bleibt spannend: Im Oktober 2025 wird die Bundesregierung die erste Evaluation des Cannabisgesetzes vorlegen. Dabei könnte es zu Anpassungen bei THC-Grenzen oder Importregelungen kommen. Gleichzeitig arbeitet der Zoll an KI-gestützten Kontrollsystemen, um den Schmuggel noch gezielter zu bekämpfen.

Mit dem weiteren Ausbau der Cannabis-Clubs und der erwarteten Einführung von Fachgeschäften könnte der Schwarzmarkt in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung verlieren. Bislang sind Modellregionen geplant, wie der in Berlin, die den legalen Markt auswerten sollen. Bis dahin wird Deutschland jedoch noch eine Übergangsphase erleben, in der legaler Fortschritt und illegaler Wettbewerb nebeneinander bestehen.

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