Hamburg: Drug-Checking-Möglichkeit geschaffen

Aktualisiert am
Veröffentlicht am
6.7.2025
Von
Philip Pranoto
Lesezeit:
2
Min.
Drug-Checking ist die Möglichkeit, um die eigenen Drogen auf ihre Potenz und Inhaltsstoffe zu überprüfen. Dabei können die eigenen (illegalen) Drogen unter den richtigen Voraussetzungen an ein Labor geschickt werden, wo sie untersucht werden. In Hamburg wurde nun eine Verordnung erlassen, wonach solche Angebote nun in der Hansestadt möglich sein sollen. Wer jedoch glaubt, dass ein Drug-Check nun ohne große Mühen möglich ist, könnte enttäuscht werden.
Cannabisblüte unter der Lupe

Zwei Modellvorhaben in Hamburg genehmigt

In Deutschland ist es seit 2023 erlaubt, Drug-Checking-Möglichkeiten anzubieten. Dafür wurde auf Bundesebene der gesetzliche Rahmen geschaffen. Jedoch sind nach diesem Beschluss bis heute nur eine begrenzte Anzahl solcher Angebote in ganz Deutschland verfügbar. Das liegt daran, dass die Verantwortung zur eigentlichen Durchführung der Checks die Sache der einzelnen Länder ist. So sind vor Hamburg lediglich Berlin, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern der Bundesverordnung nachgekommen und bieten seither eine begrenzte Anzahl an Prüfstellen für die Öffentlichkeit an.

Hamburg hat nun zwei Modellvorhaben für das Drug-Checking genehmigt, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richten sollen. Das erste Modell sieht Drug-Checking-Angebote in Drogenkonsumräumen vor und richtet sich an Menschen, die solche sicheren Räume für ihren Konsum aufsuchen. Auf diese Weise wird eine niedrigschwellige Möglichkeit für die Menschen geschaffen, um vor Ort direkt einen Schnelltest über die eigenen Substanzen zu erhalten, was allerdings mit einem verpflichtenden Beratungsgespräch zur Aufklärung der gesundheitlichen Risiken verbunden sind.

Das zweite Modell richtet sich dann an die breitere Öffentlichkeit und sieht ein stationäres Drug-Checking vor, bei dem Menschen ihre Substanzen an ein zugelassenes Labor schicken können, um nach ein paar Tagen die Ergebnisse in Verbindung mit einem obligatorischen Beratungsgespräch zu erhalten. 

Ziel der Maßnahmen ist, laut der Stadt Hamburg, die Verringerung der gesundheitlichen Risiken von Drogenkonsum und das Schaffen neuer Möglichkeiten zur Beratung und Behandlung von Suchtproblemen. Anbieter von Drug-Checking müssen von der Behörde genehmigt werden und werden im weiteren Verlauf streng bei der Durchführung der Tests überwacht. Außerdem sind die Anbieter verpflichtet, Funde über gefährliche Substanzen sofort der zuständigen Behörde zu melden, um in diesem Fall die Verbreitung in der Bevölkerung umgehend zu verhindern.

Großer Andrang in der Vergangenheit

Bei der Eröffnung der Prüfstellen in Berlin war der Andrang in der Vergangenheit stets so stark gewesen, dass nicht alle Anfragen immer bearbeitet werden konnten. Ähnlich könnte es also auch in Hamburg aussehen, wo eine ähnliche Drogenkultur wie in der Hauptstadt gelebt wird, sobald die geeigneten Teststellen ihre Tore öffnen. Außerdem werden dann auch nur Personen das Angebot in Anspruch nehmen können, die auch in Hamburg ihren ersten Wohnsitz gemeldet haben. Für Menschen in den anderen Bundesländern bleibt als Möglichkeit vorerst nur der selbst durchgeführte Test, der im Handel erworben werden kann.

Selbsttest aus Thüringen kaufen

Neben Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und nun auch Hamburg hat Thüringen als Bundesland die Möglichkeit für Drug-Checkings geschaffen. Für das dortige Projekt arbeitet unter anderem das Jenaer Unternehmen Leadix GmbH, welches die Testkits zur Verfügung stellt. Für Privatpersonen kann das Testkit, den miraculix QTest, im Online-Shop des Unternehmens erworben werden. Dabei werden verschiedene Substanzen abgedeckt und stets neue Tests entwickelt. Für Cannabis gibt es ebenfalls einen geeigneten QTest und wie genau dieser funktioniert, kann in diesem Beitrag von uns nachgelesen werden.

Wozu Cannabis Drug-Check nach der Legalisierung

Drug-Checking-Angebote sind für die meisten Menschen dann interessant, wenn es sich um illegale Substanzen handelt, die aus nicht regulierten Quellen stammen. Denn in solchen Fällen kann man sich nie vollkommen sicher sein, was die Qualität des Produktes selbst betrifft, aber auch wenn es um möglicherweise beigemischte Substanzen geht. Auch im Falle von Cannabis, das früher ausschließlich beim Dealer erhältlich war, wurde schon hinlänglich bewiesen, dass es oft verunreinigt und mit anderen Drogen vermischt wurde. Das wurde zuletzt auch wieder für das illegale Cannabis in Deutschland bestätigt

Zu glauben, dass nach der Legalisierung Drug-Checking-Angebote für Cannabis mittlerweile überflüssig sind, ist jedoch falsch. Zunächst ist trotz Legalisierung der Schwarzmarkt noch nicht komplett eingedämmt und glaubt man manchen Stimmen, wird dieser durch das Cannabis-Gesetz (KCanG) weiter beflügelt. Für Menschen, die also weiterhin ihr Gras beim Dealer kaufen, kann sich ein Drug-Check lohnen. Aber auch für alle, die ihr Cannabis mittlerweile aus der Apotheke beziehen, kann eine Überprüfung Sinn machen. Der Markt für medizinisches Cannabis ist in Deutschland zwar fest in den Händen der Apotheken, aber dennoch noch sehr jung und voller Wachstumspotenziale. Solche Marktverhältnisse rufen auch gerne mal Opportunisten auf den Plan, die den vorherrschenden Optimismus und die oft noch mangelnde Erfahrung bei Verbraucher:innen, aber auch dem Gesetzgeber, ausnutzt. Das ist zuletzt wieder deutlich geworden, als eine Apothekerin im Zusammenhang eines Falles von unrechtmäßiger Zuweisung von Patient:innen sich schuldig gemacht hat, was den Entzug ihrer Approbation zur Folge hat.

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